Köln-Praetorium
Gebaute Macht am Rhein
Kurzfassung
Der Praetoriums in Köln war von der Gründung der Provinz Niedergermanien im späten 1. Jahrhundert n. Chr. an bis in die Spätantike hinein der Amtssitz des Statthalters, des höchsten römischen Würdenträgers vor Ort. Das mächtige Bauwerk am Rheinufer symbolisierte die militärische und politische Macht Roms am Rhein und ist das größte bekannte römische Bauwerk entlang des Rheins.
Der Statthalter – Oberhaupt der Provinz
Als höchster Vertreter des Kaisers verwaltete der Statthalter von Köln aus die Provinz Niedergermanien. Seine Aufgaben umfassten Rechtsprechung, Militärführung, Infrastruktur und Wirtschaft. Das Amt wurde zeitlich befristet vergeben und war mit großem Einfluss, Ruhm und Wohlstand verbunden.
Gebaute Macht am Rhein
Das Praetorium lag unmittelbar hinter der römischen Stadtmauer am Rheinufer. Von hier aus übte Rom Kontrolle aus – sowohl über die römische Provinz als auch in Richtung des rechtsrheinischen Germaniens, das nicht zum Reich gehörte. Der repräsentative Palastbau war ein sichtbares Zeichen der kaiserlichen Macht.
Vier Bauperioden – Archäologische Befunde
Seit den Ausgrabungen ab 1953 konnten vier Hauptbauphasen festgestellt werden:
- Vom frühen 1. Jahrhundert n. Chr. sind nur wenige Spuren erhalten.
- Darauf folgte ein großer Bau mit einer südlich gelegenen, repräsentativen Empfangshalle (aula).
- Nach einer Zerstörung im 2. Jahrhundert entstand ein Neubau, belegt durch eine Bauinschrift des Statthalters Didius Iulianus.
- Im 4. Jahrhundert wurde ein weiteres Mal neu gebaut, wobei der Bau im Zentrum einen achteckigen Raum aufwies, vermutlich mit sakraler Funktion.
Erhaltung
Große Teile der Fundamente und Mauern sind noch gut erhalten und stellenweise bis zu mehreren Metern Höhe sichtbar. Ein Teil des Nordostflügels ist heute unterirdisch für Besucher zugänglich. Weitere freigelegte Bereiche unter dem Rathausplatz werden derzeit für ein neues Museum – das LVR-MiQua – vorbereitet.
Bestandteile des Praetoriums
Der Komplex erstreckte sich in mehreren Bauphasen zunehmend näher am Rhein und der Stadtmauer. Der jüngste Bau besaß eine rund 90 m lange, repräsentative Schaufassade mit risalitartigen Enden und einen über 20 m hohen Mittelturm mit achteckigem Grundriss außen und rundem Innenraum. Innen dominierten große Hallenräume, ergänzt durch kleinere Zimmer um einen offenen Innenhof. Südlich schloss sich die große Palastaula mit östlicher Apsis an, ein Saal für repräsentative Anlässe.